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#3. Ursachen der depressiven Erkrankungen
#4. Wie werden Depressionen behandelt?
#Psychotherapie bei Depressionen
#Die 25 Schritte einer Verhaltenspsychotherapie bei Depressionen
#Behandlung mit antidepressiv wirkenden Medikamenten
#6. Mögliche Nebenwirkungen der Medikamente
#7. Möglichkeit einer „Phasenprophylaxe“
#8. Was können Sie selbst zu Ihrer erfolgreichen Behandlung beitragen?
#9. Was können die Angehörigen tun?
#11.
Links im Internet
#12.
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1.
Vorwort
Was ist nun eine Depression ? Eine Depression hat damit einen zeitlich längerdauernden Charakter : Die Stimmungslage ist für mehr als 4 Wochen anhaltend gedrückt. Als menschliches Phänomen betrifft eine Depression Körper (Soma), Seele (Pyche + Emotion) und Geist (Kognition) . Sie hat Auswirkungen auf unser soziales Verhalten.
Depressive Erkrankungen sind häufig. Oft werden sie verkannt und deshalb nicht oder nicht ausreichend behandelt. Das Wissen darum wirkt sie lebenserhaltend aus. An wen kann man sich mit der Bitte um Beratung im Krankheitsfall wenden? Erste Kontaktstelle sollte immer der Hausarzt sein, der gegebenenfalls weitere Untersuchungen durchführt, Schilddrüsenerkrankungen ausschließt, Labor abnimmt und nach Schlaf und Suizidaliät frägt.. Je nach Einschätzung des Schweregrads wird der Hausarzt die Behandlung selbst durchführen oder ggf zu einem Facharzt für Psychiatrie (Nervenarzt) oder zum Psychologen überweisen, die vielleicht unterschiedliche Herangehensweisen haben aber doch das gemeinsame Ziel: Körper Seele und Geist gleichermassen zu heilen.
Psychiatrie als medizinisches Fach hat eine ca 190 jährige Geschichte, ist also immer noch ein junges Fach: Einschub: Welchen Sinn macht es von "Krankheiten" zu sprechen und diese zu unterscheiden: Beispiel Blinddarmentzündung: Ein Syndrom ist eine Reihe von häufig zusammen vorkommenden Symptomen:- zählen Sie einzelne Symptome auf - dies führt unbehandelt (als zeitliche Gestalt) zum Blinddarmdurchbruch, Schock Sepsis und Tod. Diese gemeinsame Erscheinungsweise (Syndrom: akutes Abdomen) ist auf z.B. eine gemeinsame Ursache zurückzuführen, nach der zu forschen ist. Die Diagnose erschließt den Zugang zur Prognose, und der bestmöglichen Behandlung basierend auf den früheren Behandlungs Erfahrungen anderer Ärzte und zur Hypothesenbildung, wie sich das Zustandsbild erklären und ändern läßt. . Dies und nur dies ist der Grund für die wissenschaftliche Einführung einer Krankheitsdefizinition Der Diagnose der eitrigen Blinddarmentzündung.ist lebenswirchtig: Je besser das Verständnis der Abläufe ist, um so besser wird die Behandlungsprognose:
gleiches gilt für die Depression, die wiederum heterogen, d.h. verschiedenartig vom Verlauf und der Erscheinungsform sein kann. Differentialdiagnose:. d.h. andere verwandte Störungsbilder sind z.B. die Somatisierungsstörung ICD 10 F 45.0, oder die posttraumatische Belastungsstörung, oder die posttraumatische Verbitterungsstörung: 1)- und es gibt körperliche Krankheiten die zu ähnlichen Erscheinungsbildern führen, z.B: die Schilddrüsenunterfunktion mit dauernder Müdigkeit, oder das Schlafapnoesyndrom ICD 10 F 47.31, die von körperlicher Seite Auswirkungen auf das seelische Empfinden haben, wie z.B. ein Hirntumor: Diese gilt es abzugrenzen, weil diese eine andere Behandlung erfordern.
Die Konzepte in der Psychiatrie sind geschichtlich entwickelt, und durch Fachgremien festgelegt. So ähnlich wie bei der Kirche die Entwicklung und Festelegung der Lehrmeinung in Konzilen. . Seit der Nachkriegszeit einigte man sich auf eine international gültige Standards was die Krankheitseinteilung und Beschreibung betrifft. Die psychiatrischen Erkrankungen wurden zugunsten einer besseren internationalen Vergeleichbarkeit klassifizert. In der von 1979 bis 1997 - 18 Jahre als Grundlage der Krankheitseinteiung gültige ICD - 9 legte ursächliche Faktoren der Krankheitseinteilung zugrunde. Einschub im Einschub: von der ICD 9 zur ICD 10 ist der Versuch weggefallen Depressionen nach Ursachenmodellen einzuordnen - zugunsten eines statistisch abgesicherten, behovouralen Modells in "leicht, mittel und schwer, schwer mit psychotischen Symptomen", - davon aber später - - Ab 2022 soll der neue Krankheitskatalog die ICD 11 eingeführt werden.
Bei depressiven Erkrankungen wurde in der ICD 9 zur Einteilung eine Zuordnung zu möglichen Ursachen zugrundegelegt.. Diese geht kurz gesagt auf einen Bierdeckel: und dient in unserer Generation immer noch als Orientierung. Nicht jede Neuerung bedeutet auch einen automatischen Fortschritt:
Einteilung
der psychischen Störungen klassisch (nach ICD 9)
(Ziff ICD10)
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|||
reaktive Störungen |
erlernt „neurotisch“ |
„endogen“ physiologisch |
organisch psychisch |
Trauer + Verlust (Tod. Krankheit etc.) Konflikt Rollenwechsel (z.B. Übergang in
Rente) Traumatisierung, PTSD Existentielle Unsicherheit Praekariat Bindungsstörung |
Generalis. Ängste
soziale Ängste Paniksyndrom Neurotische Depression: z.B. Überstarkes Pflichtbewusstsein verminderte Bedürfnisbefriedig. Negative Selbstsicht |
Früher keine fassb. Organschäden endogen monopolar phasen/schubförmig bipolarer Verlauf manisch- depressiv Schizotype Störung Paranoide Strg F22.-
schizoaffektive F25.- Schizophren: F20.- Wahrnehmungsdef. Denkstörung,.. |
endokrin: z.B.
Schilddrüsenfunktion z.B. vasculär Gefäß-bedingte Hirnschäden) , Demenz,
Encephalitis… Delir + hirnorg. bei
OP, Verletzungen, Tumor Schlafapnoe, Restless Legs, Autismus
und Teilleistungsschwächen z.B. angeborene LRS ADHS Aufmerksamkeit - |
Folgeerkrankungen |
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Chron. Verbitterungsstörung |
Persönlichkeitsvar-ianten u Störungen |
Psychosomatische |
Sucht F10 Alkohol Bis F 19
Polytoxik. |
Projektive Zuweis.
|
Dissoziative S. F44 |
Impulskontroll+ Sex. |
Essstörungen F50 |
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|
Die Einteilung nach ursächlichen Gruppen wurde mit einer Grundhaltung des Positivismus abgeschafft, weil keine valide Testunterscheidung für die pathologenetischen Konzepte möglich ist und war. Einteilung in der ICD 10 als // leicht // mittel // schwer // sehr schwer mit psychotischen Symptomen und herausgenommen wurden die depressive Anpassungsstörung ICD 10 F 43.2. - Kurzer Einschub was ist der Unterschied zwischen neurotisch und psychotisch ? - Psychotische Symptome erschweren die Teilhabe am Alltagsleben weitaus schwerergradig als neurotische Störungen. Unabhängig von diesen offiziellen Krankheitsgruppen gibt es viele psychotherapeutische Konzepte , wie eine Depression erlernt wird, und deshalb auch wieder verlernt wird.
Ein
psychologisches Konzept spricht nach Seligmann von
gelernter Hilflosigkeit mit Einschränkung aktiver
Problemlösemöglichkeiten als Grundkonzept von Depression.
Dieses Konzept ist gut kompatibel mit dem
einzigen Tiermodell bei der Findung und
Erprobung von Antidepressiva : dem " forced
swimming Test:" . https://www.youtube.com/watch?v=HOkTzJjLzpw&ab_channel=UnderstandingAnimalResearch
https://www.tierversuche-verstehen.de/forced-swim-test-von-schwimmen-bis-zur-verzweiflung-keine-spur/
Ratten oder Mäuse sind keine guten Schwimmer, ein Bad
ist für sie ein großer Stress. Serotonin
verstärkende Antidepressiva verbessern die aktive Schwimmfähigkeit
. Noradrenalin - spezifische Antidepressiva bessern die
Fähigkeit, wieder aus dem Wasser zu klettern. Die
Nager geben um so schneller auf, um so weniger sie
Optimisten sind, andersherum gesagt: Die
Optimisten bewältigen die Situation aktiver, und helfen sich
heraus. Diese Interpretation ist vielleicht
umstritten, das Beispiel erklärt aber ganz
gut, um was es geht. Es geht um die
Bewältigung schwierig lösbarer, oder innerlich auch unlösbarer
Lebensbelastungen, die vielleicht ein neues gedankliches
Konzept , vielleicht sogar eine grundlegende Änderung
in Zielen und Werten benötigen, aber auch von
körperlichen Faktoren und genetischer Disposition abhängig
ist. Deshalb können Antidepressiva zumindest ein Teil der
Lösung sein.
Die Mäuse haben ein Schwimmverhalten, das auch in hilflosem Zustand mit Treiben auf dem Wasser Überleben ermöglicht, wenn Mäuse optimistisch sind, machen sie Kletterversuche und strampeln. D.h. sie versuchen ihre Situation aktiv zu bewältigen. Antidepressvie Substanzen bessern dieses Bewältigungsverhalten im Tierversuch. Die Versuchstiere werden danach aufgewärmt, bekommen etwas gutes zu fressen und werden mit ihren Artgenossen wieder ins Käfig gesetzt. d.h. die Tiere sterben in diesem Versuch nicht !
„Das Verhalten der Mäuse im Test erlaubt Rückschlüsse auf deren Stressbewältigungsstrategie („stress scoping“)“, erläutert Mathias Schmidt vom Max-Planck-Institut (MPI) für Psychiatrie in München. Er ist Biologe und Tierschutzbeauftragter des Instituts. Lassen sich Tiere während des Schwimmtests nach dem Einsetzen schnell und vorwiegend auf dem Wasser treiben, statt zu schwimmen oder Kletterversuche zu zeigen, wird das als ein Hinweis auf Antriebsarmut (auch als „behavioural despair“ bezeichnet) oder auf sogenannte erlernte Hilflosigkeit gewertet.Für die Untersuchung von möglichen Wirkstoffen in der Depressionsforschung ist der Schwimmtest laut Schmidt ein wesentlicher Faktor. „Gängige Antidepressiva zeigen im FST einen klaren Effekt bei den Tieren, der bei Vergleichsstudien mit anderen Substanzen relevant ist.“
Konzepte warum es zur Resignation kommt verweisen auf biographische Erlebnishintergründe, frühe Traumata und Verluste - und dabei erworbene negative Grunderwartungen und Grundannahmen, die wiederum das Erleben von Alltagsgefühlen wie Trauer und Glück, Freude und Angst , Resignation und Hoffnungslosigkeit, Ärger und Wut versus Schmerz begünstigen. Und ein wichtiger 4. Faktor ist, dass ich angeboren (z.b. bei Asperger Syndrom) oder erlernt, Defizite in meiner sozialen Kompetenz (emotionale Intelligenz) habe, um mein Leben für mich befriedigend einrichten zu können. Dazu gehört ein gutes Körperliches Grundgefühl und gelassenes Körper-Ich. , lebendiges emotionales Erleben und überwiegend eine positive Sicht auf mich und die Welt, auf das Innen und Außen. (Kognition: positives Denken).
- Einschub: die Wahrheit: unsere im Studium gelernte Wahrheit war: eine Depression ist eine gut behandelbare Krankheit, sie hat einen definierten Anfang und ein Ende hat und verschwindet wieder wie sie gekommen ist. Die Wahrheit der ICD 11: Depressionen sind manchmal eine brutale Erkrankung : in Wirklichkeit 30 % der Depressionen heilen ohne Wiederherstellung nur teilweise aus. D. h. depressive Bewältigung wird zur Lebensaufgabe oder zum Karma, - schwere Depressionen führen ohne Behandlung in 10 % zum Tode - das Risiko wie früher bei einem Herzinfarkt zu sterben. - Die Prognose beider Erkrankungen hat sich gebessert. Das Nürnberger Modell der Kommunalen Frühprävention der Depressionsversorgung hat genauso zu einem Rückgang der Sterblichkeit geführt wie die Einführung der interventionellen Herzkatheterversorgung beim Verschluss von Herzkranzgefäßen -
Wir fassen nochmals zusammen: Es handelt sich bei depressiven Erkrankungen um länger als 4 Wochen anhaltende Störungen der Emotionalität, des Antriebs, der Art zu denken und der körperlichen und seelischen Belastbarkeit. . Depression ist eine zutiefst menschliche Krankheit, die die Sicht der Vergangenheit und der Zukunft betrifft, aber auch die Selbst- und Weltbewertung umfasst. (kognitive Faktoren) .- Dabei werden die hormonellen Funktionen des stressverarbeitenden Systems wesentlich beteiligt.. was zu einer Veränderung des des Schlafs, der wahrgenommenen Lebensenergie und auch der Körperwahrnehmung führt.. (somatisch- körperliche Symptome) . Die Behandlungsansätze sind in der biologischen Psychiatrie Körperlich:. z.B. Sportbehandlung, z.B. Elektrokrampftherapie b.) seelisch: z.B. durch Psychopharmaka oder c) kognitiv:. Änderungen des Denkens und der gedanklichen Bewertungen ändert das Problemlöseverhalten und macht Besserungen der Grunderkrankung in Rückwirkung auch auf die Körperlichen Veränderungen möglich.
Neue
Realität erfordert neue Wege.. Derzeit finden
Vertragsverhandlungen: DMP Programme der Hausärzte und
der Krankenkassen für chronische Depression
statt. der Nachwuchsmangel greift immer weiter um
sich:
im
folgenden werden nochmals genauer die möglichen Gründe für die Entstehung einer Depression, die Art und
Weise, wie der Arzt zu der Diagnose einer Depression kommt, die ärztlichen
Behandlungsmöglichkeiten und die sehr wichtigen Möglichkeiten dargestellt,
durch die Sie selbst und Ihre Angehörigen wirkungsvoll die vom Arzt
vorgeschlagenen Behandlungsmaßnahmen unterstützen können. Eines ist ganz
sicher, diese krankhaften Depressionen sind behandelbare Erkrankungen,
letztendlich auch mit guter Prognose..
Die Depression wird zwar häufig
als Krankheit der Hoffnungslosigkeit bezeichnet, aber gerade diese Krankheit ist
durch Behandlung so gut zu beeinflussen, daß Hoffnung in jeder Hinsicht
berechtigt ist. Auch Sie werden wieder gesund werden!
Vorweg
sei gesagt, daß es sich bei einer Depression nicht um eine Geisteskrankheit
handelt. Sie ist vielmehr eine Störung des Gemüts.
In
Deutschland leiden mehrere Millionen Menschen unter depressiven Erkrankungen. Es
sind also den Ärzten bekannte und - was noch wichtiger ist - erfolgreich zu
behandelnde Leiden.
Das
Wort Depression kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Bedrücktsein und
Niedergeschlagenheit. Im Rahmen einer Depression als umschreibbare seelische
Erkrankung gibt es aber noch eine große Zahl anderer Beschwerden (Symptome),
die sich
z.B. auch im körperlichen Bereich zeigen. Daher werden die Symptome von den Ärzten
in zwei Gruppen eingeteilt:
1.
seelische Symptome und
2. körperliche
Symptome.
3. kognitive Symptome.
4. Soziale Auswirkungen und Folgeerkrankungen, z.B: Essstörungen, Suchtverhalten, oder Demenz.
Krank
fühlt sich immer der ganze Mensch. Das heißt, die Beschwerden im seelischen
und im körperlichen Bereich greifen ineinander und bewirken dadurch einen
Leidenszustand, der die Gesamtbefindlichkeit so weit verschlechtert, daß ein/e
depressiv Erkrankte weder seelisch noch körperlich in befriedigender Weise reagieren
und handeln kann. Depressive Erkrankungen können fortdauernd oder auch
periodisch auftreten. Ihr Ausprägungsgrad reicht von überwiegend leichten bis
zu schweren Krankheitsbildern.
Hierbei
handelt es sich um Beschwerden, die Sie selbst wahrnehmen, die Sie eventuell
beschreiben können, die infolge der Veränderungen Ihres Verhaltens aber auch
von der Umgebung gesehen werden.
Die
nachfolgend geschilderten Symptome können, und das ist meistens der Fall, in
nur abgeschwächter Form vorhanden sein, werden jedoch immer deutlicher, je
tiefer die Depression ist. In der Regel treten nicht alle, sondern nur einzelne
Symptome auf. Erschrecken Sie deshalb nicht, wenn im folgenden Text zwar alle
Symptome beschrieben werden, die während einer depressiven Erkrankung
auftreten können. Wie bereits gesagt, treten bei einem Patienten häufig nur
einzelne der beschriebenen Beschwerden auf, und diese auch nicht immer in stärkster
Ausprägung.
Im
Vordergrund steht eine gedrückte Stimmung, ähnlich der, die man in der Trauer
erleben kann. Diese erscheint aber völlig unbegründet, sie ist einfach da. Mögliche
Anlässe sind nach allem Abwägen oft viel zu gering, um das Ausmaß der Bedrücktheit
auch nur in Ansätzen erklären zu können. Man kann sich nicht freuen, kann die
Fröhlichkeit der Mitmenschen nicht nachvollziehen, vielleicht auch gar nicht
mehr verstehen. Selbst
echte
Traurigkeit ist nicht zu empfinden. Man ist herabgestimmt. Die gewohnte
seelische Schwingungsfähigkeit ist gebremst oder verlorengegangen. Weder Gutes
noch Schlechtes kann mit den sonst möglichen seelischen Empfindungen erlebt werden.
Man ist innerlich erstarrt, gefühllos und in einer seelischen Verfassung
fixiert, die durch die Wahrnehmung von innerer Leere, Einsamkeit, unangenehm
empfundener emotionaler Stille und Leblosigkeit geprägt sein kann. Das ist aber
nur bei schwersten Erkrankungsformen der Fall. Wichtig für Sie: Die vorher
gewohnte seelische Schwingungsfähigkeit kehrt im Laufe der Therapie allmählich
wieder zurück. Das Interesse an dem, was um Sie herum vor sich geht, ist nicht
mehr vorhanden. Bedingt durch die innere Gefühlsleere fehlt die Lust, sich mit
irgend etwas zu beschäftigen. Es fehlt auch die Entschlußkraft (Initiative),
sich mit den sonst üblichen Dingen zu befassen. Selbst die einfachsten Tätigkeiten
fallen schwer oder können überhaupt nicht mehr ausgeführt werden. Man ist
nicht mehr in der Lage, sich für das eine oder andere zu entscheiden und wird
letztlich auch mutlos. Dieser Initiativeverlust wiegt um so schwerer, als der
Wille zum Handeln vorhanden ist. Man muß aber immer wiederfeststellen, daß man
nicht tun kann, was man eigentlich möchte. Dadurch entstehen noch erheblichere
innerseelische Spannungen, die sich zusätzlich vertiefend auf die gedrückte
Stimmung auswirken. Sie fühlen sich energielos, ohne Schwung, ohne Spannkraft.
Alles geht schwer oder ist blockiert, der innere Antrieb ist vermindert, möglicherweise
sogar überhaupt nicht mehr vorhanden. Es wird eine allgemeine seelische und körperliche
Lähmung empfunden. Das bemerken natürlich auch die Menschen in der engeren
Umgebung, selbst dann, wenn darüber bisher kein einziges Wort gesprochen wurde.
Ihr alter Schwung kehrt jedoch zurück, und zwar in dem Maße, wie die
Depression abklingt. Ihr Leiden ist eine Erkrankung, die heute sehr gut durch
Ihren Arzt behandelt werden kann. Auch das werden Sie erfahren!
Dazu kommen häufig Angstgefühle. Negative Erwartungen und Befürchtungen überwiegen, oft auch in Bezug auf den eigenen Körper und die eigene Gesundheit.
Aber:
Die bisher geschilderte Erlebniswelt in der Depression (die seelischen Symptome)
sind krankheitsbedingte Symptome, die verschwinden, wenn die Depression vorüber
ist. Das klingt einfach, ist aber die Erkenntnis von Millionen depressiv
Erkrankter, die eine erfolgreiche Behandlung hinter sich haben. Sie alle
dachten, es würde nicht mehr besser werden. Die spätere Erfahrung hat sie
dann jedoch überzeugt.
Das äußere
passive, lustlos, antriebsarm, teilnahmslos und wenig engagiert wirkende
Verhalten steht in erheblichem Gegensatz zu der inneren Wirklichkeit. Sie denken
und grübeln, immer eingeengt auf negative und pessimistische Gedankeninhalte.
Themen des Nachdenkens sind das eigene Verhalten, die Willensschwäche, die
Antriebslosigkeit, sind Selbstvorwürfe und Selbstbeschuldigungen, denn
eigentlich könnte man ja, wenn man nur hinreichend wollte. Sie sind der
Meinung, es liege nur am schlechten Charakter, am mangelnden Willen, an
fehlendem Verantwortungsgefühl und Pflichtbewußtsein. Die Konsequenz ist
eine veränderte negative Selbsteinschätzung der eigenen Person:
Man sei ein Versager, ein Mensch, der nichts mehr wert sei, der nichts mehr
schaffe und seiner Verantwortung nicht mehr gerecht werde. Aber: Das ist eine
krankheitsbedingte Fehleinschätzung, die nach dem Rückgang der Depression völlig
verschwindet.
Gleichzeitig sehen sie Ihre Vergangenheit als auch die Zukunft negativ, sie Sehen sich selbst und ihre Erfahrungen negativ, sie sehen ihre Verhaltensmöglichkeiten eingeschränkt, manchmal entwickeln sich auch völlig überzogene Einschätzungen: bis hin zum sog. Wahn, z.B. verarmt zu sein (obwohl tausende Euro auf der Bank sind), schuldig, (obwohl sie sich ein Leben lang angestrengt haben, ein guter Mensch zu sein) oder totkrank oft in Zusammenhang mit der gestörten Stuhlgangfunktion, manchmal gibt es auch veränderte Körperempfindungen, Bauchschmerzen oder Spannungskopfschmerzen, die Ihrerseits zur Meinung führen bald sterben zu müssen.
Zusätzlich hat man das Gefühl, sich nicht mehr konzentrieren zu können und vielleicht auch zunehmende Gedächtnisstörungen. (depressive Pseudodemenz).. Trotzdem geht das Grübeln weiter. Es wird nach Gründen für das schlechte Befinden und Verhalten gesucht. Pessimismus prägt die Gedanken. Hoffnung und Zuversicht sind als Entlastung nicht mehr denkbar. Zuletzt denken Sie an Sterben wollen und Tod. (passiv) oder was Sie sich antun wollen. Es gibt keine Zukunftsaussichten, obwohl die Menschen um Sie herum anderer Meinung sind. Hierdurch fühlen Sie sich immer einsamer und sind als Helfer vielleicht hilflos und für Sie nicht mehr erreichbar.
In diesem Stadium hilft nur noch konsequentes Eingreifen, die Gabe entlastender Medikamente ggf.. eine stationäre Aufnahme.
All die negativen Einschätzungen waren krankheitsimmanent. Sie werden das erfahren, wenn die Depression vorüber ist.
Es
ist möglich, daß Sie vielleicht nur wegen unangenehmer körperlicher
Beschwerden zum Arzt gegangen sind. Dieser hat Sie eingehend untersucht und ist
zu dem Schluß gekommen, daß bei Ihnen keine körperlichen Störungen bestehen,
die mit Laboruntersuchungen oder technischen Verfahren erkannt werden könnten.
Trotzdem leiden Sie unter den Beschwerden und machen sich Sorgen. Gleichzeitig fühlen
Sie sich müde, abgeschlagen, bedrückt, haben nicht den rechten Schwung und
Lebensmut. Sie selbst meinen, das käme von den berechtigten Sorgen um Ihre körperliche
Gesundheit.
In solch
einer Situation wird Ihnen Ihr Arzt erklären, daß es sich bei den geklagten körperlichen
Beschwerden um Begleiterscheinungen einer depressiven Erkrankung handelt. Die
Körperorgane sind nicht geschädigt, sie funktionieren aber
verändert.
Wir wissen, dass sich die Stressverarbeitung auf
körperlichem Gebiet im Fall einer Depression verändert.
Die negativen Gedanken führen zur Aktivierung der
Stresskaskade.: Ein Hormon CRH im Mittelhirn
führt zur Ausschüttung des Hormons ACTH in der
Hypophyse , der Hirnanhangsdrüse. Dieses Horm
aktiviert über die Blutbahn die Nebennierenrinde: das
langwirksame Stresshormon Cortisol wird vermehrt
gebildet, aber auch im Nebennierenmark Adrenalin und
Noradrenalin, was wiederum zu körperlichen Beschwerden
führen kann wie Herzklopfen, Anspannung und erhöhtem
Blutdruck, auch lebenswichtige Herzfunktionen werden
dadurch belastet..
Psychomotorik: Sie fühlen sich innerlich nervös, bebend,
angespannt, fast „zum Platzen". Der eine kann diese Empfindungen äußern:
Er beklagt sich, versucht sich zu erklären, was mit ihm los ist, sucht die Nähe der Angehörigen, läuft
umher, kann aber keine Minute still sitzen, ist von seinen Nöten und Ängsten
getrieben.
Der andere kann seine innere Spannung, Unruhe und Angst nicht ausleben. Er ist
blockiert, wird
immer ruhiger, ist tief betroffen und erstarrt zuletzt in seiner inneren
Spannung. Er ist äußerlich ruhig, innerlich jedoch zum Bersten angespannt.
Cortisol (das eine Blutzuckerneigung und eine
Beeinträchtigung des Immunsystems bewirkt) .. wirkt
normalerweise an den CRH Rezeptoren negativ
rückkoppelnd d.h. beruhigend.. Dieser Bremseffekt ist
bei Depressionen beeinträchtigt- der ganze Körper geht deshalb auf
Alarmzustand, mit Anspannung vielleicht auch mit
gegenteiligen Auswirkungen wie Totstellreflex: sich tot
oder gar nicht fühlen, Gefühlsisolierung, (durch
Einwirkung von Cortisol auf die Emotionswahrnehmung,
Müdigkeit und eine vitale Antriebshemmung. Dissoziative
Symptome - aber auch psychotische Befürchtungen
durch das Noradreanlinsystem, ich kann mich als Opfer fühlen,
krank, finanziell verarmt oder schuldig, obwohl diese Gedanken
jeder rationalen Begründung entbehren.
Eigentlich
sollten Sie, nachdem Ihnen Ihr Arzt erklärt hat, daß keine körperlichen Störungen
vorliegen, froh und entlastet sein. Trotzdem machen Sie sich weiterhin Gedanken
und Sorgen. Die seelische Verfassung bessert sich also nicht.
In solch
einer Situation wird Ihnen Ihr Arzt erklären, daß es sich bei den geklagten körperlichen
Beschwerden um Begleiterscheinungen einer depressiven Erkrankung handelt. Die
Körperorgane sind nicht geschädigt, sie funktionieren nur nicht in bestmöglicher
Weise. Man nennt diese Beschwerden deshalb auch funktionelle Störungen.
In
dem Augenblick, in dem die Ursache für das schlechte Funktionieren, nämlich
die Depression, beseitigt ist, werden auch die körperlichen Beschwerden
verschwunden sein. Das heißt, durch eine gute Behandlung der Depression (s.u.)
werden die körperlichen Beschwerden gleichzeitig mitbehandelt.
Die Art der körperlichen Beschwerden ist vielgestaltig und wechselhaft. Die häufigsten körperlichen Störungen im Rahmen einer depressiven Erkrankung sind tabellarisch aufgeführt.
allgemeine
körperliche Abgeschlagenheit, Mattigkeit ständiges Müdigkeitsgefühl
Schlafstörungen
(Ein- und Durchschlafstörungen, meist mit frühem Erwachen
- Cortisol und Stress ist in den frühen Morgenstunden
am höchsten)
Schwitzen,
Frieren, Zittern, kalte Hände und Füße
Schmerzen wie z.B. der atypische Gesichtsschmerz, aber auch Spannungskopfschmerzen.
Druckgefühl
in Hals und Brust („Kloß im Hals", Schwere in der Brust)
Gelenkbeschwerden muskuläre Verspannungen
funktionelle Störungen
von Herz und Kreislauf, Atmung, Magen und Darm
Schwindelgefühle, Flimmern vor den Augen, Sehstörungen
Nervenschmerzen und
andere verschlechterte Schmerzen in verschiedenen Körperregionen
Blasenstörungen
Libidoverlust, Impotenz,
Frigidität Ausbleiben der Monatsblutung Tagesschwankungen des Befindens
Dazu ist zu ergänzen, daß es kaum eine körperliche Beschwerde gibt, die nicht auch bei depressiven Erkrankungen auftreten kann, ohne daß eine Organschädigung vorliegt.
Sicherlich
werden Sie sich bei der bisherigen Lektüre schon wiederholt gefragt haben,
warum ein Mensch depressiv werden kann, worin die Ursachen für die Entstehung
der Depression zu sehen sind. Vorab muß festgestellt werden, daß es keine
einfache Erklärung dafür gibt. Es handelt sich bei den Anlässen und
Ursachen depressiver Erkrankungen um ein vielschichtiges Geschehen, das sich von
Person zu Person sehr unterschiedlich darstellt.
Anlässe oder Auslöser für
depressive Störungen können in der Umwelt des Erkrankten liegen: die Unmöglichkeit,
alle Informationen aus der allgemeinen Reizüberflutung auf Dauer hinreichend
zu verarbeiten, berufliche Belastungen, aber auch Arbeitslosigkeit, Mangel an
Erholung, Mißbrauch von Genußmitteln, Auflösung sozialer Bindungen und natürlich
auch ein Einstellungswandel zu vielen Ereignissen in der sich
weiterentwickelnden Zeit.
Daraus ergeben sich kleinere und größere Konflikte, die bewältigt werden müssen, die aber auch, wenn man das nicht schafft, zu depressiven Verstimmungszuständen führen können.
Man nennt diese Form der krankhaften depressiven Verstimmung „reaktive
Depression".
Sogenannte neurotische
Depressionen lassen sich aus der Lebensgeschichte eines Menschen erklären.
Sie sind das Ergebnis einer nicht ausreichenden Verarbeitung von langdauernden
innerseelischen Problemen und Konflikten. Diese Konflikte sind, wenn man das
Erleben und Verhalten eines Erkrankten in der Vergangenheit betrachtet,
eigentlich schon immer vorhanden gewesen. Lösungen durch Übereinkünfte,
manchmal auch Scheinlösungen, konnten die Situation noch retten. Irgendwann
aber wird der Betroffene durch ein ihn seelisch erschütterndes Ereignis in
einem solchen Maße getroffen, daß seine psychischen Abwehrkräfte und
-Strategien nicht mehr ausreichen. Er wird depressiv, nachdem er sich während
langer Zeit (Jahre) zuvor immer wieder mit eigenen, aber auf Dauer nicht
ausreichenden Kräften vor dem Versinken in Depressivität retten konnte.
Die sogenannte
endogene Depression kann zu besonders tiefen depressiven Verstimmungszuständen
führen. Sie tritt in der Regel phasisch auf, d.h. nach Wochen und Monaten
tiefster Verstimmung kommt eine Phase völliger Beschwerdefreiheit. Aus für den
Betroffenen unerklärlichen Gründen kann es dann aber nach Wochen, Monaten oder
Jahren zu einem erneuten Auftreten der Erkrankung kommen. Selten spielen auch äußere
Anlässe für die Entstehung der neuen Erkrankungsphase eine Rolle.
Als Ursache, die
bisher nicht ganz geklärt ist, werden von den Wissenschaftlern für diese
Depressionsform Stoffwechselstörungen im Gehirn angenommen. Deshalb werden
gerade bei dieser Art der Depression bevorzugt chemische Mittel als Medikamente
eingesetzt, die die Stoffwechselstörungen erwiesenermaßen korrigieren können.
Eine vierte große
Gruppe von depressiven Erkrankungen ist in einem engen ursächlichen
Zusammenhang mit körperlichen Erkrankungen zu sehen. Auch dann entstehen,
bedingt durch Störungen im Körperstoffwechsel, Stoffwechselstörungen im
Gehirn, die zu depressiven Verstimmungen führen. Man spricht dann von
organischen Depressionen oder Begleitdepressionen bei körperlichen
Erkrankungen- Natürlich führt das Erleben sowie die Erfahrung einer
schweren körperlichen Erkrankung und ihrer Folgen auch zu einer seelischen
Reaktion, die depressiv sein kann. Durch eine eingehende Untersuchung kann der
Arzt feststellen, ob eine körperliche Erkrankung vorliegt. Ist das nicht der
Fall, sind die körperlichen Beschwerden während einer Depression letztlich
unbedenkliche Symptome dieser seelischen Störung und nicht deren Ursache.
Darauf wurde bei der Beschreibung der körperlichen Depressionssymptome
bereits hingewiesen.
Abschließend muß
noch erwähnt werden, daß depressive Verstimmungszustände ebenfalls durch die
(gelegentlich auch mißbräuchliche) Einnahme verschiedenster Medikamente (z.B.
gegen Bluthochdruck, Hormonstörungen, Rheuma-Erkrankungen, Schmerzen u.a.)
entstehen können. Man spricht dann von einer medikamentös bedingten oder
pharmakogenen Depression. Auch übermäßiger Alkoholgenuß kann zu
Depressionen führen. Das heißt, den gelegentlich erhöhten Alkoholgenuß als
Selbstbehandlung der depressiven Verstimmung anzusehen, ist unangebracht, denn
er kann eine Depression letzten Endes nur noch verstärken.
4.
Wie werden Depressionen behandelt?
Wie
bereits oben erwähnt, handelt es sich bei depressiven Erkrankungen um häufig
auftretende Störungen der Emotionalität, des Antriebs und
der Art zu denken, die gut und erfolgreich behandelt werden können.
Es ist eine zutiefst menschliche Krankheit
die die Sicht der Vergangenheit und der
Zukunft, aber auch der Selbst- und Weltbewertung umfasst.
(kognitive Faktoren) Dabei werden aber die hormonellen
Funktionen des stressverarbeitenden Systems wesentlich
beteiligt.. was zu einer Veränderung des
des Schlafs, der wahrgenommenen Lebensenergie und
auch der Körperwahrnehmung führt.. Und
das sollte lieber zu früh als zu spät geschehen, denn je früher
Sie mit einer
Behandlung beginnen, desto schneller wird es Ihnen besser gehen.
Sie beugen damit auch einer Chronifizierung vor.
Ohne Behandlung kann
sich eine depressive Erkrankung über Monate, eventuell auch über Jahre
hinziehen. Allein der Verlust an Lebensqualität während der Zeit der
Erkrankung sollte genügend Anlaß sein, sich sofort behandeln zu lassen, nicht
zuletzt aber auch die verbürgte Sicherheit, daß die depressiven Erkrankungen
erfolgreich behandelt werden können.
So unterschiedlich die Anlässe
und Ursachen depressiver Erkrankungen sind, so unterschiedlich sind auch die Möglichkeiten
ihrer Behandlung.
Psychotherapie
bei Depressionen
Man sollte
sich merken: Eine gute Psychotherapie ist nicht nur „Reden" über
Probleme, sondern ist „Arbeiten" an diesen. Psychotherapie ist letztlich „Hilfe zur
Selbsthilfe". Das heißt, Sie sprechen mit dem Psychotherapeuten über sich
und Ihre Probleme. Er gibt Ihnen Anregungen, aber keine Ratschläge.
den überprüft oder bestätigt
Sie in Ihren Ansichten oder korrigiert Sie. Sie selbst versuchen, nach Überarbeitung
Ihrer Vorstellungen im Alltag entsprechend den neueren Einsichten zu leben und
bemerken dann vielleicht, daß es nun besser geht. Es kommt also darauf an, aus
der Psychotherapiesitzung etwas für das eigene Leben mitzunehmen. Das ist oft
nicht einfach, kann mühselig langwierig und anstrengend sein.
Es
wird nach verschiedenen Methoden behandelt. Psychotherapie ist dagegen kein
geschützter Begriff. (es gibt tausende von Therapieschulen bis hin zu
bedenklichen Angeboten von Sekten wie Scientology, Wunderheilern, wenig
erfahrenen Therapeuten oder Geschäftemachern). Dabei sind nur durch langjährige
Vorerfahrung oder therapeutische Tradition als wirksam belegte Verfahren mit den
Krankenkasse abrechnungsberechtigt. Bei der Suche nach einem Psychotherapeuten
ist es daher wichtig, nach seiner Abrechnungszulassung mit den Kassen zu fragen.
(z.B. Verhaltenstherapie, Entspannungsverfahren oder tiefenpsychologische
Therapie). Darüberhinaus gibt es viele Schulen, mit weniger belegter, aber oft
nicht minder wirksamer Technik (z.B. Gestalttherapie, Familientherapie,
Familienaufstellung...) . Diese müssen vom Patienten selbst bezahlt werden, es
sei denn sie werden durch einen anerkannten Therapeuten, im Rahmen der
genehmigten Psychotherapie durchgeführt. Die Erstgespräche bei anerkannten
Therapeuten sind frei, die Indikation für eine längere Psychotherapie wird
nach Einreichung eines Therapieantrags bei den Kassen von einem fachkundigen
Gutachtern geprüft und danach erst genehmigt. Es gibt eine Pause nach den
Erstgesprächen bis zur Genehmigung der Therapie. Ein Psychiater dagegen führt
etwas kürzere Gespräche, in Notfällen aber sofort je nach Dringlichkeit und
Art der Depression durch, wobei Medikamente, das ärztliche Gespräch Psychotherapie als
Element der Behandlung: Unterstützung, Information, Beruhigung, Stützen von
Geduld und Selbstheilungskompetenz beim Patienten als Teil der Behandlung
enthalten ist.
Die
25 Schritte einer Verhaltenspsychotherapie bei Depressionen
1.
Hilfe bei Krisenbewältigung, Entlastung, Unterstützung.
2.
Gründliche Diagnostik und Erhebung der Lebensgeschichte.
3. Genaue Analyse konkreter Lebenssituationen.
4. Anleitung zur Selbstbeobachtung. Stimmungszusammenhänge herausfinden, Art
und Grad eigener Aktivitäten in Zusammenhang mit dem Befinden
analysieren.
5. Erklärung für die
Erkrankung erarbeiten und begründen.
6.
Problembereiche erkennen und benennen.
7. Ziele für die Therapie
absprechen und festlegen.
8. Wege
zur Erreichung der Ziele benennen und verständlich erklären.
9.
Erkennen des Zusammenhangs von Handeln und Fühlen.
10. Sammeln von angenehmen, positiv erlebten Aktivitäten.
11. Maßnahmen zur Aktivierung und Motivation zur
Verhaltensänderung .
12. Protokoll führen, gestufter Aufbau angenehmer
Tätigkeiten.
13. Abbau unangenehmer, belastender Tätigkeiten und
Erfahrungen.
14. Maßnahmen zur Verbesserung der Problembewältigung.
15. Erproben dieser neuen Strategien zur Problemlösung.
16. Erkennen von Hemmungen und Verhaltenslücken im
Sozialkontakt.
17. Aufbau von Fertigkeiten, Übungen und Rollenspiele.
18. Arbeiten am Zusammenhang von Gedanken und Gefühlen.
19. Erkennen negativ verzerrter Denkmuster.
20. Erarbeiten von alternativen Denk- und Handlungsmustern.
21. Einüben dieser neuen Sichtweisen und Fertigkeiten im Alltag,
22. Erkennen von sozialen Konflikten, Enttäuschungen, Verlusten,
23. Bearbeiten dieser Problembereiche, Erarbeiten von Lösungen.
24. Einbezug des Lebenspartners, der Familie.
25. Umgang mit Krisen, zukünftigen Problemen, Schwierigkeiten.
Behandlung
mit antidepressiv wirkenden Medikamenten
Sehr häufig, und das ist
in der Regel auch richtig, beginnt eine antidepressive Behandlung mit der
Verordnung eines antidepressiv wirkenden Medikamentes. Dieses hat Ihr Arzt
speziell für Sie ausgesucht. Er hat die Wahl zwischen einer großen Anzahl von
sogenannten Antidepressiva, von denen er entsprechend den Notwendigkeiten bei
der Behandlung Ihrer Depression eines auswählt.
Leider hat nicht jedes
Antidepressivum bei jedem Menschen eine gleich gute Wirkung, es gibt eine
Vielzahl von verschiedenen möglichen Substanzen. Die Wirkung setzt auch nicht
sofort sondern nach einer Latenz von mindestens 10-14 Tagen bis zu vier Wochen
ein. Ein schneller Besserungseffekt, z.B. wie bei einem Beruhigungs- oder
Schmerzmittel in Minuten oder Stunden, ist leider nicht zu erwarten. Die
antidepressive Wirkung tritt erst nach Tagen oder wenigen Wochen ein. Die in der
Regel unbedenklichen, eher lästigen Nebenwirkungen, über die Ihr Arzt Sie
aufklären wird, sind leider schon früher wahrzunehmen.
Das ist jedoch kein Grund
zur Resignation. Vielleicht erhöht Ihr Arzt die tägliche Dosis, oder er
wechselt zu einem anderen Medikament. Dieses Vorgehen hat sich nach den
Erfahrungen der letzten Jahrzehnte bewährt und verbessert die heute grundsätzlich
sehr guten Chancen, durch eine antidepressive Medikamentenbehandlung einen
Erfolg zu erzielen.
Eine Sorge sollten Sie
sich nicht machen: Die als Antidepressiva eingesetzten Medikamente machen nicht
abhängig oder süchtig. Darin unterscheiden sie sich von den üblichen
Beruhigungsund Schlafmitteln.
Sie können diese
Medikamente also unter ärztlicher Kontrolle ohne Bedenken auch über längere
Zeit einnehmen. Das Absetzen erzeugt keine Probleme.
Es kommt aber immer
darauf an, daß Sie das Medikament auch regelmäßig in der verordneten Weise
einnehmen und evtl. auftretende Nebenwirkungen und Bedenken rückmelden und
besprechen.
6.
Mögliche Nebenwirkungen der Medikamente
Da das sogenannte
Nebenwirkungsprofil bei den einzelnen Medikamenten unterschiedlich ist, wird Ihr
Arzt Ihnen zu der verordneten Substanz Informationen gegeben haben.
Manche
dieser Medikamente machen zu Anfang müde, andere überhaupt nicht. Einige
senken leicht den Blutdruck, lassen das Herz etwas schneller schlagen, es können
Frösteln, ein leichtes Zittern oder auch vermehrtes Schwitzen auftreten. Am
unangenehmsten ist die Austrocknung der Schleimhäute, vor allem die
Mundtrockenheit, die aber absolut unbedenklich ist. Gelegentlich werden auch
Stuhlverstopfung, Nahsehschwäche, Magenbeschwerden oder Kopfschmerzen
beobachtet.
Alle genannten
Beschwerden müssen nicht unbedingt auftreten. Manchmal sind sie nur
vereinzelt spürbar und gehen gegebenenfalls, wie schon gesagt, nach einigen
Tagen regelmäßiger Einnahme zurück oder verschwinden ganz.
Daß
die auf dem Waschzettel genannten „Gegenanzeigen" beachtet wurden, hat
Ihr Arzt durch seine eingehende körperliche Untersuchung sichergestellt.
Noch
ein kurzes Wort zum Beipackzettel („Waschzettel"): Dabei
handelt es
sich um eine Information für den Arzt und den Patienten, die vom
Bundesgesundheitsamt vorgeschrieben ist. In der Regel aber ist der Beipackzettel
für den Patienten kaum verständlich. Es sind dort alle möglichen
Nebenwirkungen, auch die extrem seltenen, aufgeführt. Nicht dargestellt wird,
wie groß die Wahrscheinlichkeit des Auftretens ist. In der Regel sind die
bereits obengenannten Nebenwirkungen die häufigsten. Wenn Sie sich über die
Vielzahl der aufgeführten Risiken Sorgen machen, fragen Sie Ihren Arzt. Er
wird Ihnen darübergenauer Auskunft geben.
Lehnen
Sie das Medikament also nicht schon deshalb ab, weil Sie befürchten, daß alles
das auftreten wird, was auf dem Beipackzettel geschrieben steht. Art und Ausmaß
möglicher Nebenwirkungen sind nicht voraussagbar. Die am häufigsten auftretenden
Nebenwirkungen sind unbedenklich. Sie hängen von der Höhe der Dosis, der
gegenwärtigen Ausprägung der Erkrankung und der persönlichen Empfindlichkeit
ab.
- Sie sollten Ihrem Arzt auch sagen, was Ihnen mißfällt.
- Im Umgang mit Ihrem Arzt ist Offenheit gefragt.
- Das gilt auch hinsichtlich der Medikamente, die -
vielleicht rezeptfrei - von Ihnen gleichzeitig eingenommen werden.
- Alkoholgenuß sollte vermieden werden. Alkohol hat
langfristig mehr Nebenwirkungen als moderne Antidepressiva. Alkohol war im
Mittelalter ein wirksames Medikament. Sie würden aber heute auch keine
Herzoperation in einer Alkoholnarkose machen lassen. Außerdem merke: Der
Beipackzettel eine Bierflasche ist länger als eine Klopapierrolle!
7.
Möglichkeit einer „Phasenprophylaxe“
Wenn
es Ihnen nach erfolgreicher Behandlung wieder besser geht, sollten Sie nicht
darauf drängen, daß das Medikament sofort abgesetzt wird, d.h. Sie sofort mit
der Einnahme aufhören. Es ist wichtig, daß Sie das Antidepressivum, vielleicht
in etwas niedrigerer Dosis, noch mehrere Wochen, wenn nicht sogar ein oder
mehrere Monate oder Jahre hindurch, weiter einnehmen. Dadurch kann ein Rückfall
verhindert werden.
Abschließend
muß noch darauf hingewiesen werden, daß für diejenigen Menschen, die unter
immer wieder auftretenden sogenannten phasischen (endogenen) Depressionen
leiden, die Möglichkeit einer sogenannten Phasenprophylaxe besteht. Das
heißt, in guten Zeiten wird regelmäßig ein Medikament eingenommen, das das
erneute Auftreten von depressiven Erkrankungsphasen verhindert. Es handelt sich
dabei um ein Antidepressivum, ein Lithiumsalz, Carbamazepin oder andere „Antiepileptika“,
die ebenfalls eine vorbeugende Wirkung auf das Eintreten von Depressions- (oder
Manie-) Phasen haben. Auf diese Möglichkeit wird Sie Ihr Arzt ggf. ansprechen.
Er wird Ihnen die Voraussetzungen, die Anforderungen an Sie als Patient, die möglichen
Nebenwirkungen, aber auch die Vorteile einer solchen vorbeugenden Behandlung darstellen.
8.
Was können Sie selbst zu Ihrer erfolgreichen Behandlung beitragen?
- Wenn möglich, sollten Sie sich körperlich betätigen.
Kleine Aktivitäten im Haushalt, ein kurzer Spaziergang an der frischen Luft.
Aufenthalt in der Sonne ist die beste Lichttherapie. Das kann schon ein
wenig helfen.
- Vielleicht haben Sie Gelegenheit, Sport zu treiben. Gehen
Sie zur Gymnastik oder zum Sport, auch wenn Ihnen „nicht danach ist".
- Wärme, entspannende Bäder, Sauna, Massagen,
Wasserbehandlungen, z.B. kalte Güsse, Wechselduschen, o.a. tun gut.
- Nehmen Sie sich pro Tag nicht zuviel vor. Es ist schon sehr
viel unbearbeitet geblieben. Vor dem großen Berg unerledigter Dinge werden Sie
vielleicht verzagen. Versuchen Sie daher, jeweils eine kleine Aufgabe zu lösen.
Die nächste kann am folgenden Tag erledigt werden.
9. Was
können die Angehörigen tun?
Sehr wahrscheinlich
haben Sie, die Angehörigen, die vorangegangenen Ausführungen, die sich in
erster Linie an einen depressiv Erkrankten richten, bereits gelesen. Sie wissen
also auch, was eine Depression ist, wie der Betroffene sie erlebt, wie die Ärzte
sie erklären und welche Behandlungsmöglichkeiten bestehen. Zum Schluß noch
einige Ratschläge, wie Sie als Angehöriger sinnvoll mit Ihrem depressiv
Erkrankten umgehen.
-
Es sollte Verständnis und Geduld für die aktuelle Erlebnislage vermittelt
werden.
- Sie sollten akzeptieren, daß es sich bei dem depressiv verursachten
Verhalten Ihres Angehörigen nicht um Schwäche, Versagen oder
charakterschwaches Herumdrücken vor Arbeit oder vor anderen Anforderungen
handelt, sondern um die Folgen einer Erkrankung.
- Der Kranke muß wissen, daß er trotz der als extrem empfundenen persönlichen
Mängel dennoch als Angehöriger akzeptiert wird.
- Die krankheitsbedingte Unfähigkeit zu aktivem Mitleben muß anerkannt
werden. Nach erfolgreicher Behandlung wird alles wieder besser. - Saloppes
Argumentieren, es gehe schon weiter, man sollte sich nur zusammenreißen, hilft
gar nichts. Das wird von dem Erkrankten entweder als Vorwurf oder als fehlendes
Verständnis für die erlebte Situation wahrgenommen.
- Haben Sie vor allem Geduld. Sicherlich erwarten Sie von einer Behandlung
schnelle Hilfe. Aber wie bereits gesagt: Die durchgreifende antidepressive
Wirkung tritt erst nach Tagen regelmäßiger Behandlung ein. Sie merken dann
eine langsame Besserung. Bis zur völligen Beschwerdefreiheit dauert es auch
dann noch weitere Tage oder wenige Wochen. - Die ärztlichen Behandlungsvorschläge
sollten aktiv unterstützt werden.
- Der Neigung zu grundlegenden Entscheidungen, die aus der Sicht des
depressiven Erlebens heraus entsteht, muß entgegengewirkt werden. Wenn etwas
Wesentliches zu entscheiden ist, sollte es dann getan werden, wenn die depressive
Gemütsverfassung beseitigt ist.
- Gleichgültigkeit gegenüber den depressiven Beschwerden sollte
ebenso vermieden werden. - Ergebnislose Diskussionen sollten vermieden werden.
- Wenn Sie selbst
hinsichtlich der Gesundung Ihres Angehörigen pessimistisch und unsicher sind:
Vertrauen Sie sich dem Arzt an, denn die Depression ist eine Krankheit, die zwar
heute sehr erfolgreich behandelt werden kann, aber in der ungebesserten Phase
auch mit dem realen Risiko von Selbstmord eine ernsthafte Erkrankung ist.
Werden
alle Aspekte, die auf den vorangegangenen Seiten dargestellt worden sind,
zusammengefaßt, ist abschließend folgendes festzuhalten:
Unzählige
Menschen leiden unter depressiven Erkrankungen. Das sind Leidenszustände, die
über das normale Maß von gelegentlicher trauriger Verstimmtheit,
Deprimiertheit, Resignation und Hoffnungslosigkeit hinausgehen.
Grundsätzlich
sind depressive Erkrankungen sehr gut zu behandelnde seelische Gesundheitsstörungen,
auch wenn sich der Betroffene selbst kaum Hoffnung auf eine Genesung vorstellen
kann.
Eine
fachgerechte Behandlung durch den Arzt, unterstützt von dem Erkrankten selbst
und seinen Angehörigen, führt nahezu ausnahmslos zu einem Erfolg. Der Weg
durch die Krankheit ist schwer; das ist er auch in der ersten Phase der
Behandlung. An deren Ende steht aber die Gesundung; d.h., das Leben kann so
weitergehen, wie es vor dem Beginn der Erkrankung gelebt worden ist.
Die
Symptome im seelischen Bereich, oft auch im körperlichen, sind unterschiedlich
stark ausgeprägt und sollten so früh wie möglich ärztlich behandelt werden.
Resignation in dem Sinne, daß Hilfe in einer solchen Situation und bei
derartigen Beschwerden sowieso nicht möglich ist, hat keine Begründung.
Vielen DANK !! Ende der Broschüre. - #0 Zurück zum Anfang
11: Links: Homepage der Dt. Gesellschaft für Neurologie: Patienteninfo Depression.
http://home.dgn.de/homepage_documents/9585795_patienteninfo_depress.pdf
12. Selbsttest: Depressionsdiagnose nach ICD 10: Word Download