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Bipolare Störungen: |
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An einer Bipolar Affektiven Störung leiden in Deutschland etwa eine Million Menschen. Grundlage einer Bipolaren Störung ist eine vermutlich genetisch bedingte biologische Anfälligkeit (Bereitschaft). Die Erkrankung beginnt typischer Weise im frühen Erwachsenenalter und verläuft episodisch mit Phasen depressiver und/oder grundlos gehobener Stimmung. --> Weiterführende Links (für deren Inhalt der Verfasser nicht verantwortlich ist): http://de.wikipedia.org/wiki/Bipolare_Stoerung Bitte unter ähnliche Schreibung schauen . Der Link öffnet wegen Umlaut nicht direkt http://www.psychiatriegespraech.de/psychische_krankheiten/manisch_depressiv/manie_ueberblick.php
weitere Informationen siehe Seite der Dt. Gesellschaft für bipolare Störungen: www.dgbs.de
http://de.brainexplorer.org/brain_disorders/Focus_Bipolar_disorder.shtml
Leitlinien: http://www.uni-duesseldorf.de/AWMF/ll-na/038-012.htm
Diagnose und Häufigkeit Bipolar affektive Störungen sind ein klinisch sehr heterogenes Krankheitsbild. Die grosse interindividuelle Bandbreite der Symptome und Verläufe begünstigt Fehldiagnosen. Viele Betroffene suchen einen Arzt nicht oder zu spät auf, nur bei einem Viertel der Betroffenen wird die Erkrankung korrekt diagnostiziert. Diagnostisch wegweisend ist eine Längsschnittbetrachtung des Stimmungs- und Krankheitsverlaufs, wobei auch die Angehörigen über vorausgegangene Stimmungsschwankungen befragt werden sollten. Trotz einer deutlich gesteigerten Aufmerksamkeit dauert es meist sehr lange, bis die richtige Diagnose gestellt wird. Etwa 50% aller bipolaren Patienten sind noch fünf Jahre nach der ersten Phase nicht korrekt diagnostiziert. Die Häufigkeit bipolar affektiver Störungen wird auch heute noch unterschätzt. Die Angaben zur Lebenszeitprävalenz variieren je nach Härte der Diagnosekriterien. Die Häufigkeit wird von 0,55% unter Berücksichtigung der DSM-IV-Kriterien für Bipolar-I-Störungen , - bis zu 3–7% für das gesamte Spektrum bipolarer Erkrankungen geschätzt. http://www.dgbs.de/diagnostische_aspekte.php
Prognose: Trotz verfügbarer und bewährter Medikamente zur Phasenprophylaxe und Stimmungsstabilisierung ist der Verlauf der manisch-depressiven Erkrankung oft keineswegs unproblematisch. Wie zahlreiche Studien zeigen, leiden Patienten mit dieser Erkrankung über einen längeren Zeitraum (zwölf und mehr Jahre) in fast 50 Prozent dieser Zeit unter Krankheitssymptomen. Die Lebensqualität, die Beziehungs- und Arbeitsfähigkeit ist dadurch deutlich belastet. Im Vergleich mit unipolar depressiven Patienten werden bipolare Patienten früher berentet, zeigen eine deutlichere Erwerbminderung, sind suizidgefährdeter (15-22fach erhöht) und ihre Lebenserwartung ist signifikant verkürzt, wenn die Erkrankung nicht angemessen behandelt wird. Patienten mit Mischzustand oder Rapid Cycling (mindestens vier Krankheitsepisoden in zwölf Monaten) sprechen am schlechtesten auf die Therapie an. Die Frage, ob die Patienten einen Beruf ausüben, ist signifikant mit ihrer kognitiven Leistungsfähigkeit verbunden. Etwa 30–60% der Patienten erreichen trotz Therapie kein ausreichendes kognitives Funktionsniveau. Kontrollierte Studien bei syndromal remittierten euthymen Patienten ergaben deutliche Defizite in zwei kognitiven Domänen: Exekutivfunktionen und Wortgedächtnis. Der Funktionsstatus ist bei vielen Patienten langfristig mittelgradig bis deutlich eingeschränkt.
Therapie: Die Phasenprophylaxe bipolarer Störungen erfordert eine Symptomkontrolle beider Stimmungspole. Die therapeutische Forderung nach einer Stimmungsstabilisierung mit einem einzigen Medikament ist bis heute noch nicht erfüllt. Die Fachgesellschaften empfehlen in ihren Leitlinien für die erste Therapiestufe bipolarer Störungen eine Monotherapie mit einem Stimmungsstabilisierer. Eine dauerhafte Monotherapie ist
bei vielen Patienten jedoch nicht realisierbar.
Die Behandlung erfolgt allenfalls in 30 % mit nur
Lithium, anderen Phasenstabiliserern oder Neuroleptika. Lithium ist ein hochwirksames Medikament vor allem bei
Suizidgedanken. Die Phasenprophylaxe mit Lithium, Valproinat, Carbamazepin oder Lamotrigin bildet in jedem Fall die Grundlage für eine evtl. begleitende Psychotherapie. In letzter Zeit werden sog. atypische Neuroleptika auch zur Phasenstabilisierung häufiger eingesetzt (z.B. Zyprexa oder Seroquel. Die «American Psychiatric Association » (AMA) empfiehlt die Kombination von Lithium bzw. Valproat mit einem atypischen Antipsychotikum von Beginn an bei schweren psychotischen Manien oder Rapid Cycling. Die Langzeitbehandlung bipolarer Störungen stellt besondere Anforderungen an die Therapietreue der Patienten. Daher ist es besonders wichtig, Nebenwirkungen zu vermeiden bzw. zu minimieren. Durch psychoedukative Massnahmen wird der medikamentöse Therapieerfolg signifikant erhöht.
Der Verlauf einer bipolaren Störung wird durch folgende Merkmale ungünstig beeinflusst: Hohe Episodenfrequenz, schizoaffektive oder psychotische Episoden, gemischte Episoden (Nebeneinander von Agitation und Depression), Alkohol- oder Drogenmissbrauch, Alltagsbelastungen und kritische Lebensereignisse, Instabiler Lebensrhythmus, unzureichende Zuverlässigkeit bei der Medikamenteneinnahme. Diese Auflistung macht deutlich, dass es auch bei der bipolaren Störung in erheblichen Maße Einstellungen, Krankheitsverständnis, Verhaltens- und Lebensmerkmale sind, die den Krankheitsverlauf bestimmen. Ein angemessenes Krankheitsverständnis bildet die Grundlage für die Zuverlässigkeit der medikamentösen Behandlung, aber auch der psychologische Zugang durch Verhaltensänderungen, Abbau von Belastungen sowie der Umgang mit einem gleichmäßigen Lebensrhythmus.
Die Psychotherapie startet meist nach Remission einer akuten depressiven bzw. manischen Episode, zum Beispiel nach Entlassung aus der Klinik oder dem Ansprechen auf die ambulante psychiatrische Medikamentenbehandlung: Typischerweise gestaltet sich das psychotherapeutische Vorgehen so: Patienten mit einer Bipolaren Störung wurden in einer Tübinger Studie über einen neun- bis zwölfmonatigen Zeitraum einzeltherapeutisch mit einer Variante der kognitiven Verhaltenstherapie (20-25 Sitzungen) betreut (Meyer und Hautzinger 2004) . .Es finden regelmäßige, anfangs meist wöchentliche Kontakte mit Patienten unter Einbeziehung der Angehörigen statt. Zwischen den Behandlungssitzungen werden Aufgaben und Übungen gestellt. Im weiteren Verlauf reichen dann meist vierzehntägige Kontakte.
1.)
In der ersten Therapiephase geht es um Motivation
und Information. Anhand der eigenen Krankengeschichte und unter
Zuhilfenahme von Schaubildern, Broschüren und Texten geht es
um den Nutzen der Therapie und die Bedeutung der Krankheit für
den Patienten und seine Angehörigen.
2.)
In der zweiten Therapiephase stehen die detaillierte
Verhaltensanalyse, die Selbstbeobachtung durch ein
Stimmungstagebuch im Zentrum - mit dem Ziel, ein
Frühwarnsystem zu etablieren, d.h. einen Plan, was beim
Wiederauftreten von Symptomen zu tun ist.
3.)
In der dritten Phase geht es um die Beeinflussung
von Lebensstrukturen, Alltagsrhythmen, Schlaf-Wach-Rhythmen und
den Umgang mit Belastungen, Lebensplanung,
Einstellungsänderungen (kognitive Therapie) und
Verhaltensänderungen.
4.)
Die vierte Therapiephase ist dem Aufbau von
Problemlöseverhalten, von angemessenen
Interaktionsfertigkeiten und sozialer Kompetenz gewidmet. 5.) Über den gesamten Therapiezeitraum wird die Familie immer wieder einbezogen und die Therapie in Anlehnung an die sog. interpersonale Psychotherapie auf schwerpunktmäßige Problemfelder (Konflikte, Trauer, Rollenwechsel) bei gleichzeitiger Lösungsorientierung ausgerichtet.
Zu Depressionen im Speziellen siehe auch
Depressionsratgeber auf dieser
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